Schlachtfelder

Sechs gewonnene und zwei verlorene Schlachten bilden die Eckpunkte der militärischen Karriere des James Graham. Dazu kommen etliche kleinere Scharmützel seit den Bischofskriegen.

Spuren der Schlachten sind heute nur noch schwer zu finden. Die Überlieferungen sind spärlich und widersprüchlich. Bei vielen Schlachtverläufen streiten sich die Historiker bis heute, wer denn nun zuerst angegriffen hat, ob der gefeierte Flankenangriff von Auldearn überhaupt stattgefunden hat, ob überraschende Manöver aus Genie oder Disziplinlosigkeit geschahen... dazu kommt erschwerend, dass viele Autoren entweder selbst parteiisch waren, oder anderen Quellen Parteilichkeit unterstellen. Der schottische Bürgerkrieg ist insoweit bis heute nicht beendet.

Die folgenden Kurzbeschreibungen fassen die wohl als herrschend anzusehende Meinung nach meinem heutigen Erkenntnisstand zusammen. eventuelle neue Erkenntnisse werde ich fallweise berücksichtigen. Für Meinungsäußerungen bin ich dankbar.

Das „annus mirabilis“ des James Graham, wie es sein Biograph George Wishart nannte, war kein glänzender Triumphzug. In einem einjährigen Zug durch Schottland entkamen seine durch ständige Fluktuation, Desertion, mangelhafte Ausrüstung und fehlende Versorgung behinderten Truppen oft nur um Haaresbreite den verfolgenden Covenantern. Dennoch gelang es den Royalisten, in sechs Schlachten die militärische Macht der Covenanter zu brechen. Ausschlaggebend hierfür war Montroses taktisches Geschick, insbesondere die Fähigkeit auf unvorhergesehene Schlachtverläufe schnell zu reagieren, und die hohe Moral insbesondere der irischen Truppen.

 

Tippermuir (Tibbermore bei Perth), 01.September 1644

 Auf dem "Truidh" genannten Hügel über Blair Atholl richtet Montrose das königliche Banner auf - Gedenkstein der 1st Marquis of Montrose Society

 

            Gleich nach Aufrichten des königlichen Banners in Blair Atholl, zieht Montrose nach Süden. Die Junta in Edinburgh versucht den Aufstand im Keim zu ersticken und stellt bei Perth hastig eine Armee auf.

Montroses Armee besteht aus MacCollas Iren und Highlandern, einer Einheit Highlandern aus Atholl unter Graeme of Inchbrakie sowie ca. 500 lokal ausgehobenen Soldaten aus Perthshire unter Lord Kilpont, die eigentlich zu den Covenantern stoßen sollten, sich aber unterwegs den Royalisten anschließen.

Auf der Gegenseite kommandiert Lord Elcho die örtlichen Truppen von Perth und Fife.

Erstmals sind die Truppen des Covenant der „Highland Charge“ ausgesetzt, der von MacColla im irischen Bürgerkrieg perfektionierten Taktik, zuerst auf Schussweite vorzurücken, dann eine Salve abzufeuern, die Gewehre wegzuwerfen und den noch mit Nachladen beschäftigten Feind im direkten Kampf mit Schwert und Schild anzugreifen.

Die Covenanter suchen das Heil in der Flucht, aber viele werden niedergemetzelt. Montrose nimmt Perth ein und kann seine Soldaten neu ausrüsten.

 

Aberdeen, 13.September 1644

            Aberdeen sorgt regelmäßig für dunkle Flecken auf James Grahams Weste. Als General des Covenant hat er die Bürger einst förmlich mit vorgehaltener Waffe den Covenant schwören lassen und hohe Kontributionen erpresst. Jetzt fordert er die Stadt im Namen des Königs zur Übergabe auf. Doch vor der Stadt sind die Truppen von Lord Burleigh postiert. Männer aus Fife und die Aberdeener Stadtmiliz. Als Montroses Emissär unter weißer Flagge die Stadt verlässt, wird der ihn begleitende Trommeljunge aus dem Heer der Covenanter heraus hinterrücks erschossen. Montrose begeht den schweren Fehler, die Stadt daraufhin zur Plünderung freizugeben. Der Sieg ist nicht zuletzt der Kaltblütigkeit der irischen Veteranen zu verdanken, die Kavallerieangriffe durch ihre Reihen hindurchlassen, um die Reiter dann einzukesseln. Es folgt ein großes Plündern und Morden in Aberdeen. Damit verspielt Montrose die Unterstützung der eigentlich stets königstreuen und dem Covenant nicht gewogenen Stadt.

 

Inverlochy (Fort William), 02.Februar 1645

Old Inverlochy Castle

 

            Statt sich ins Winterlager zurück zu ziehen gibt Montrose dem Drängen MacCollas nach und zieht mit seiner Armee, verstärkt durch eine größere Anzahl Highlander, über die Berge nach Argyll. Die Campbells, die sich hinter Bergen und Seen in Sicherheit wähnen, werden völlig überrascht. Die MacDonalds und anderen West-Highland-Clans nehmen blutige Rache für Jahrhunderte der Unterdrückung durch die Campbells. Inveraray wird verwüstet, Argyll flüchtet per Schiff. Auf dem Rückweg durch das Great Glen findet Montrose sich zwischen zwei Armeen wieder. Im Süden hat Argyll seine Truppen bei Inverlochy (Ft.William) zusammengezogen, im Norden wartet Seaforth bei Inverness. Montrose beschließt, die größere Gefahr zuerst zu beseitigen. In einem gewaltigen Flankenmarsch marschiert er parallel zur Straße zurück nach Inverlochy. Dort überrascht und vernichtet er Argylls Truppen in einer besonders blutigen Schlacht. Während den Lowlandtruppen der Covenanter Gnade erwiesen wird und sie ihre Waffen niederlegen dürfen, werden die Campbells gnadenlos gejagt. Die militärische Macht des Campbell-Clans ist auf Jahre hinaus gebrochen. Argyll flieht wieder per Schiff.

 

Dundee, 04.April 1645

            Keine Schlacht, doch ein Beispiel für die Stärken und Schwächen des James Graham.

In der Überzeugung, die Covenanter seien weit jenseits von Perth, greift Montrose Dundee an. Es gelingt, die Stadt einzunehmen. Doch General Baillie hat Sir John Hurry mit seiner Kavallerie von Perth aus in Richtung Dundee losgeschickt. Als die Royalisten beginnen, die Stadt zu plündern, werden sie gewahr, dass Hurry nur noch zwei Meilen vor Dundee steht. Montrose und MacColla sammeln ihre Leute und es gelingt ihnen, mit dem größten Teil ihrer Truppen Dundee durch das Osttor zu verlassen, während Hurry bereits  durch das Westtor einzieht. Anschließend gelingt es Montrose, seine Armee in einem nächtlichen Gewaltmarsch zwischen Hurry und Baillie hindurch in die Sicherheit der Highlands zu bringen.

Die außerordentlich schnelle Reaktion von Montrose, seine Führungsqualitäten und die Fähigkeit, stets das Überraschende zu tun retten hier eine Situation, die durch die erschreckende Nachlässigkeit in der Aufklärung und zu große Selbstsicherheit beinahe zur Katastrophe geführt hätte.

 

Auldearn, 09.Mai 1645

Auldearn - Blick vom Castle Hill. Die Covenanter trieben von rechts kommend die Highlander auf des Dorf zurück

            Zurück im Nordosten verfolgt Montrose die Armee von Sir John Hurry. In den Abendstunden des 8.Mai lässt er den Kontakt abreißen und lagert „gemütlich“ also nicht in Bereitschaft rund um Auldearn bei Nairn. Statt weiter nach Inverness zu ziehen, vereinigt sich Hurry in der Nacht mit Seaforth und macht kehrt. Im Morgengrauen nähert er sich Auldearn. Als er vier Meilen vor Auldearn seine Soldaten ihre Musketen trockenschießen lässt, hören ihn MacCollas Posten. MacColla stellt seine Highlander und eine Abteilung Gordons vor dem Dorf auf. Als am Morgen die Covenanter Auldearn erreichen, müssen MacCollas Männer sie so lange hinhalten, bis Montrose die restlichen, verstreut lagernden Truppen gesammelt hat. MacColla ist bereits bis in die Häuser von Auldearn zurückgedrängt, als endlich Montrose aus einer verdeckten Position heraus seine Kavallerie einen Flankenangriff führen lässt. Die Covenanter sind völlig überrascht. Ihre Kavallerie reitet die eigene Infanterie nieder und sucht das Weite. Der Sieg ist total, aber auf beiden Seiten extrem blutig. Durch die mangelhafte Aufklärung, den Verlust der Fühlung mit Hurry und das verstreute Lager der Royalisten, das auf eine eklatante Selbstüberschätzung schließen lässt, wäre es wiederum fast zur Katastrophe gekommen. Nur die Opferbereitschaft von MacCollas Highlandern und Montroses geschickter Flankenangriff retten den Tag.

 

Alford, 02.Juli 1645

            Ohne MacColla, der nach Westen gegangen ist, um neue Verbündete anzuwerben, stellt Montrose sich General Baillie bei Alford am Don. Durch geschickte Wahl des Geländes gelingt es ihm, die Covenanter ohne größere eigene Verluste zu schlagen. Doch unter den wenigen, die die Royalisten verlieren, ist Lord George Gordon, der Erbe des Marquis of Huntly, der mit seiner regulären Kavallerie nach Inverlochy zu ihm gestoßen war und in der kurzen Zeit sein engster persönlicher Vertrauter geworden war.

Der Sieg bei Alford beendet einstweilen die Miltiärpräsenz der Covenanter im Norden Schottlands. Der Weg nach Süden steht offen.

 

Kilsyth, 15.August 1645

Blick von der Position, die Baillies Zentrum zu Beginn der Schlacht innehatte über das Banton Loch, das die Anfangsposition der Royalisten bedeckt.

           

           Nachdem im Norden keine Gefahr mehr besteht, stößt Montrose auf Glasgow vor. Seine Armee lagert in einem Tal bei Kilsyth. Die Covenanter beschließen, einen Flankenmarsch im Schutze der Hügelkuppe durchzuführen, um die Royalisten von der Seite her aufzurollen. Das Manöver misslingt, weil ein Covenanter-Offizier mit seiner Truppe versucht, eine strategisch wichtige Farm einzunehmen, die jedoch bereits von MacLean of Treshnish besetzt ist. Dieser Vorstoß löst ein Wettrennen der Highlander aus, die versuchen, die Covenanter abzuschneiden um dies zu verhindern. Sie stürmen den Hügel hinauf und sehen sich der ganzen Armee der Covenanter gegenüber, die in Marsch- und nicht in Schlachtordnung ist und unvorbereitet und unorganisiert den Kampf aufnehmen muss. Auf beiden Seiten gelangen die Truppenteile einzeln nacheinander ins Gefecht. Als Montrose ein allgemeines Vorrücken befiehlt, sind die Covenanter bereits zerstreut. Es folgt eine unbarmherzige Jagd, bei der die leicht gekleideten Highlander den regulären Infanteristen aus den Lowlands überlegen sind.

Am Ende des Tages gibt es keine Covenanter-Armee mehr. Schottland liegt Montrose zu Füßen.

 

Philliphaugh, 13.September 1645

            Das “annus mirabilis” ist zuende. Die Highlander haben Montrose verlassen, um den Krieg gegen die Campbells im Westen fortzuführen. Der Marquis of Huntly hat seine Gordons nach Hause zurück beordert und Montrose damit seiner Kavallerie beraubt. Montrose zieht in die Borders, um sich mit den dortigen Royalisten zu vereinigen und dem König in England zu Hilfe zu kommen. Die Verstärkungen lassen jedoch auf sich warten. Auf der Wiese von Philiphaugh vor den Toren von Selkirk überrascht David Leslie, der mit einer Reiterarmee in Gewaltmärschen von England angerückt ist, die Royalisten, deren Aufklärung erneut kläglich versagt hat. Während die neu ausgehobenen Truppen sofort zerstreut werden, setzt die irische Brigade sich verzweifelt zur Wehr. Montrose versucht an der Spitze seiner kleinen Kavallerietruppe, möglichst viel Unheil zu stiften. Doch alles ist vergebens. Montrose wird von seinen Freunden zur Flucht überredet und kämpft sich seinen Weg frei. Die Iren ergeben sich auf das Versprechen hin, dass ihnen Pardon gewährt wird. Doch die presbyterianischen Geistlichen, die die Covenanter begleiten, lassen sich darauf nicht ein. Unter dem Vorwand, Pardon sei nur Major O’Cahan und seinem Adjutanten Stewart gewährt worden, werden die Gefangenen an Ort und Stelle erschossen. Auch die Frauen und Kinder, die der Armee folgten, werden noch Tage nach der Schlacht gejagt und erschlagen, ertränkt oder erschossen.

 

Carbisdale, 27.April 1650

            Der aussichtslose Versuch, durch militärischen Druck die Verhandlungen zwischen König Charles II und Argyll zu beeinflussen scheitert am Hügel von Carbisdale. Montrose und seine kleine Armee aus Orkadiern, Dänen und Deutschen hat sich auf dem Hügel verschanzt um auf die Monroes und Rosses zu warten, die sich ihr anschließen sollen. Obwohl bekannt ist, dass David Leslie auf dem Weg nach Norden ist, haben Aufklärer berichtet, nur ein Trupp Reiterei sei in der ganzen Grafschaft (Easter Ross) anwesend. Als sich Berittene dem Hügel nähern, glaubt Montrose im Vertrauen auf seine nachlässige Aufklärung, es mit diesem Trupp zu tun zu haben. Er lässt seine Truppen vorrücken, um den Gegner zum Kampf zu stellen. Doch in dem dichten Buschland entlang des Kyle of Sutherland ist eine größere Streitmacht unbemerkt vorgerückt. In dem unsichtigen Gelände am Fuße des Hügels fallen diese über die Royalisten her. Die Orkadier ergreifen die Flucht und versuchen, den Kyle of Sutherland zu durchschwimmen. Wie in Philiphaugh setzen sich die kampferprobten Söldner zur Wehr, während Montrose mit einer kleinen Reitertruppe bald hier, bald dort den Angreifern in die Parade fährt. Doch alles ist umsonst. Obwohl zahlenmäßig deutlich überlegen, werden die Royalisten restlos aufgerieben. Die Monroes und Rosses, die jetzt endlich eintreffen, schließen sich sofort der siegreichen Seite an und erschlagen die Flüchtenden. Montrose entkommt, wie schon nach Philiphaugh, und wird nach dreitägigem Irrweg durch die nördlichen Highlands von Neil MacLeod of Assynt, den er für einen Freund hält, aufgenommen und den Covenantern ausgeliefert.

Ardvreck Castle in Assynt

Quellen:

Einen guten Überblick über die aktuellen Forschungsergebnisse bekommt man in:

Stuart Reid, Auldearn 1645, The Marquis of Montrose's Scottish campaign, Osprey Publishing 2003

Die traditionelle Sichtweise weicht teilweise davon ab und findet sich z.B. in:

John Buchan, Montrose, Hodder & Staughton 1928 (Auflage von 1938)


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